3850 km - Auf den Spuren der Innerste

Die Innerste ist ein ca. 100 km langer Nebenfluss der Leine. Sie entspringt bei Clausthal-Zellerfeld in ca. 610 m.ü.NN und mündet bei Sarstedt in die Leine. Sie war integraler Bestandteil meiner Kindheit und Jugend. Das Innerste-Wehr bei Salzgitter-Hohenrode war häufig Treffpunkt und Ausgangspunkt für die Abenteuer der Jugend. Da das Wetter heute so leidlich OK werden sollte, und ich meine freien Tage sinnvoll nutzen möchte, war ich auf der Suche nach einer schönen Tagestour. Ich entschloss mich daher, den im Sommer 2013 eröffneten Innerste-Radweg zu fahren. Nun, zumindest zum Teil.

Der gesamte Radweg ist ca. 105 km lang und ich wäre in Sarstedt raus gekommen. Das war mir dann doch zu weit. Ich habe mir also die südlichen 2/3 rausgesucht und wollte die fahren. Zunächst musste ich aber zur Innerste-Quelle bei Clausthal gelangen...



Ich werde versuchen, den Innerste-Radweg im Hinblick auf Liegeräder zu bewerten, und so einen Anhaltspunkt für all jene zu geben, die ihn auch mal befahren wollen. Wohlgemerkt geht es hier um den Abschnitt von Clausthal-Zellerfeld bis Baddeckenstedt. Dabei sei zu erwähnen, dass es sich hier um die 'Initialroute' handelt. Es sind noch Änderungen geplant, die die Route weiter verbessern sollen, aber bisher nicht umgesetzt werden konnten.

Die Street Machine kurz vor dem Start

Die Anreise
Ich suchte mir die Verbindungen des ÖPNV heraus, die mich nach Clausthal führen würden. Das sah schon auf dem Papier aus wie eine Odyssee. Zunächst ging es mit dem Zug um 7:18 Uhr nach Braunschweig. Mit dem Zug führen alle Wege aus dem Norden Salzgitters zwangsläufig nach Braunschweig. Eine andere Anbindung gibt es nicht.

Dort angelangt hieß es dann ca. 20 Minuten warten auf den Zug Richtung Bad Herzberg, den ich dann aber in Ringelheim wieder verlassen musste. Bei der Gelegenheit erklär' mir doch bitte mal einer, warum ein 1800-Seelen-Dorf, dessen Bahnhof nichtmal ein Bahnhofsgebäude hat, zum wichtigsten Bahnhof der gesamten Stadt Salzgitter werden kann! Der Bahnhof hinterlässt dazu noch den Eindruck einer Industrieruine.

Bahnhof Ringelheim

Was mein Lieblingskabarettist von Salzgitter-Ringelheim hält, und irgendwie ist was Wahres dran, erfährt man hier:



Nun, wie dem auch sei, ich hatte noch zu checken, wie es weiter ging. In dem Moment, in dem ich schockiert feststellte, dass mein Zug nach Goslar just in diesem Moment, natürlich auf einem nur durch einen Tunnel ereichbaren Gleis, abfahren sollte, fuhr er 'da drüben' ein. Ich schnappte mir die Street Machine und hastete durch den Tunnel. Auf dem Gleis angekommen war der Schaffner grade im Begriff, in seine Pfeife zu blasen. Ich fragte hastig:"Komme ich noch mit? Und... wo ist das Fahrrad-Abteil?" Der Schaffner schaute sich kurz um und sagte dann mit einem Nicken in Richtung Tür:"Hüpf' rein!" :) 20 Minuten später war ich in Goslar. Die Weiterreise mit dem Bus nach Clausthal gestaltete sich unspektakulär...

Angelangt in Clausthal-Zellerfeld

Die Tour
Jetzt hieß es zunächst vom ZOB zu Innerste-Quelle zu gelangen. Dies ging schlechterdings nur bergauf :) Am Entensumpf-Parkplatz ist dann der offizielle Beginn des Innerste-Radwegs. Zunächst ging es über Forstwege (dazu später mehr) hinab zu den Buntenbocker Teichen, die Teil des Oberharzer Wasserregals und damit UNESCO-Weltkulturerbe sind.

Ziegenberger Teich, teil des Oberharzer Wasserregals

Anschließend ging es weiter nach Buntenbock, wo es nochmal kurz aber heftig bergauf ging. Anschließend waren mir Kilometer um Kilometer abschüssige Strecke gewiss. In Wildemann dann beginnt der Bahntrassen-Radweg auf der ehemaligen Innerstetalbahn. So macht radeln Spass. Abseits von Autoverkehr auf gut geteerten Wegen. Leider will es sich mir nicht erschließen, warum man auf einem ausgewiesenen Radfernweg an jeder Straßenquerung Drängelgitter installieren muss. Die haben den Genuss doch ziemlich getrübt. Nichts desto Trotz eine tolle Strecke, die wohl nur durch das Autofreie Innerstetal getopt werden kann.

Der Innerste-Radweg auf der Trasse der stillgelegten Innerstetalbahn mit dem namengebenden Fluss

Bahntrassenradeln at it's best :)

Dazu ist der Bahntrassenweg auch noch ziemlich 'vertuppert' so dass ich bei zwei Gelegenheiten kurz anhielt, um einen Geocache zu heben. In Langelsheim dann ging es wieder ins flache Land und der bisher schönste Abschnitt war Vergangenheit. Aber nicht ohne einen kurzen Abstecher an die Staumauer der Innerstetalsperre. Das letzte mal, als ich hier war, war die Talsperre leer. Also wirklich leer... richtig leer so wie in 'kein Wasser drin' ;) Die Staumauer und der Überlauf wurden gewartet. Heute bot sich aber wieder der gewohnte Anblick.

Da komme ich her...

...und das liegt noch vor mir.

Verwöhnt von der Bahntrasse ging es nun vorwiegend auf unbefestigten Wegen weiter. Dabei war es nicht immer einfach, dem Wegverlauf zu folgen, denn er war schwer zu erkennen. Bis Upen waren die Wege in der Innerste-Aue sehr stark überwachsen, so dass das GPS-Gerät als Hauptorientierung dienen musste. Wieder in Ringelheim angelangt machte ich eine kurze Pause. Zu einer Besichtigung des Ringelheimer Schloßes (Ringelheim ist ja eigentlich gar nicht so hässlich) hatte ich dann aber keine Muße mehr. Es ging jetzt auf mir bekannten Wegen weiter und in Baddeckenstedt verließ ich den Innerste-Radweg und fuhr Richtung Heimat.

Zurück in Ringelheim

Die Heimat ist schon in Sicht

Jetzt ließ sich auch hin und wieder die Sonne blicken. Kurz vor der Ankunft kam mir noch Rainer aus dem Velomobil- und Liegeradforum entgegen und wir hielten einen netten Plausch. Nach ca. 85 Kilometern war die Tour dann zuende.

Wegbeschaffenheit
Die Wegequalität war sehr durchwachsen. Von gut aphaltierten Wegen und Straßen bis hin zu plattgetretenen Wiesen war alles dabei. Gut hat das Ganze nicht begonnen, denn es ging über durch die Forstwirtschaft ziemlich ramponierten Wege, die mit der Liege nur sehr schlecht zu fahren sind. Zum Glück ging es hier bergab. Wäre ich anders herum gefahren wäre ich ziemlich angefressen gewesen. Die Street Machine sieht nicht zuletzt deshalb jetzt aus wie ein russischer Panzer nach der Schlacht um Kursk... Nicht so kaputt aber mindestens so dreckig :D Es schloss sich ca. 1 km Kopfsteinpflaster an, bevor es auf asphaltierte Straßen und letzten Endes auf die Trasse ging. Hier nervten lediglich die Drängelgitter, deren Sinn sich mir, wie schon gesagt, nicht erschließt. Zwischen Langelsheim und Upen besteht der Weg wie schon gesagt aus ausgetretener Aue und es ist sehr schlecht zu erkennen, wo es überhaupt lang geht. Ab Alt Wallmoden sind dann wieder asphaltierte und unbefestigte Feldwege, sowie Straßen angesagt. Zu erwähnen sei dann noch ein ca. 500 m langes Stück Kopfsteinpflaster. Nach meiner Einschätzung ist nur das Stück von kurz hinter Buntenbock (dort, wo der Track die B242 trifft) bis nach Langelsheim uneingeschränkt für Liegeräder tauglich. Für den Rest sollte es schon ein gut gefedertes Reiseliegerad sein. Trikes haben auf den unbefestigten Strecken sicher auch ein schweres Leben und auf dem ersten Stück wäre ein Trike sicher stecken geblieben. Möglicherweise ändert sich das im Sommer, wenn die Wege trocken und fest sind, aber das halte ich ohne eine Sanierung für eher unwahrscheinlich.

Ausschilderung
Vom Start am Entensumpf bis Langelsheim ist die Ausschilderung vorbildhaft. Hier wäre ich durchaus auch ohne Karte oder GPS-Gerät ausgekommen. Die Schilder sind groß genug und so platziert, dass sie schwer zu übersehen sind. Ab Langelsheim bis Alt Wallmoden wurde aber, verglichen mit dem ersten Teil, gepfuscht. An einer Stelle in Langelsheim ist die Ausschilderung irreführend. Weiter hinter Langelsheim fehlt die Beschilderung m.E. an zwei Stellen ganz und an einer Stelle fragte ich mich ernsthaft:"Was soll das?" Zumal es hier um ein nur 50 m langes Stück ging und jeder erkennbare Grund fehlte.

Logisch, oder???

Das Fehlen der Beschilderung ist hier besonders tragisch, weil es hier um den Abschnitt geht, der durch die Innerste-Aue führt und die Wege eh schlecht erkennbar sind.
In Salzgitter und dem Landkreis Wolfenbüttel ist der Weg wieder gut beschildert. Hier ist aber erhöhte Aufmerksam gefragt, denn an einen oder anderen Stelle treffen sich einige Radrouten, was in einem regelrechten 'Schilderwald' resultiert.

Fazit
Landschaftlich ist der Innerste-Radweg sicher eine Reise wert. Der harzer Abschnitt sticht dabei natürlich heraus. Im weiteren Verlauf zeigt sich vorwiegend landwirtschaftlich geprägtes Gelände. Wer die Strecke mit dem Liegerad fahren möchte, sollte dafür ein Reiseliegerad wie die Street Machine oder ein Rad mit ähnlichen Eigenschaften benutzen. Dreispurer sollten auf einigen Abschnitten eine alternative Route wählen, was der Strecke aber ihren relativ verkehrsarmen Charakter nimmt. Machbar ist es aber. Ich habe die Tour genossen und für alle, die auch mal gerne abseits der asphaltierten Straßen und Wege unterwegs sind ist sie sicher zu empfehlen.

Der Track befindet sich hier.

Distanz: 83,5 km
Fahrzeit: 4:53 Stunden
Durchschnitt: 17,1 km/h